Band 2 ("Die Person") der Reihe PKK
beschäftigt sich mit der für den Ansatz einer "Grammatik von
Szenen und Szenarien" (GSS) wichtigsten kognitiven und/oder kommunikativen
Kategorie, nämlich der Kategorie "Person". Die GSS geht davon aus,
daß diese Kategorie der unmittelbarste und direkteste Repräsentant
der Schnittstelle Kognition/Kommunikation ist. Unter
Zugrundelegung eines "symbolischen Interaktionismus" in der Tradition
von G.H. Mead werden im ersten Abschnitt dieses Bandes zunächst die
kognitiven und kommunikativen Voraussetzungen für eine sprachliche
Paradigmatisierung von Personalität beschrieben. Dabei wird zunächst
zwischen einer kognitiven Repräsentation von Person, ihrer Dynamisierung
im kommunikativen Paradigma und ihrem linguistischen Ausdruck unterschieden,
da letzerer durch zusätzliche Aspekte eines Sprachsystems betroffen
und in seiner Relation zur kognitiven Kategorie verändert worden sein
kann. Von großer Bedeutung ist die Frage nach einer hierarchischen
Organisation des Paradigmas der Personalität, wobei im Sinne der im
Band PKK 1 gemachten Hypothesen eine Dichotomie "Eigenes" vs. "Fremdes"
als konstitutiv angenommen wird (mit dem Primat des "Fremden" in der Ontogenese).
In einem zweiten Schritt wird der Frage nachgegangen, in wieweit eine Pluralisierung
von "Personen" überhaupt möglich ist (Inklusivität/Exklusivität
usw.) und wie deren linguistische Realität zu fassen ist. Schließlich
soll die symbolische Konzeption von EGO, TU und IS/EA in Beziehung gesetzt
werden zu lokalistischen Hypothesen der Figure-Ground-Beziehungen, wobei
ihre Deskription als "landmarks" eine spezifische Charakterisierung der
"Regionalisierung" dieser landmarks erfordert (d.h. die Erstellung einer
Topologie des "persönlichen Raums"). Nach der so gewonnenen Etablierung
eines kognitiv-kommunikativen Paradigmas "Personalität" wird der Frage
nachgegangen, in welcher Form dieses Paradigma seine sprachliche Repräsentation
erfahren und durch welche weiteren Faktoren diese dominiert sein kann (syntaktische
bzw. klassifikatorische Co-Paradigmatisierung, soziale Deixis, paradigmatischer
Ausgleich usw.). Schließlich werden die Ergebnisse in Bezug gesetzt
zur "non-personne", der "dritten" Person. Hier liegt ein besonderes Augenmerk
auf ihren Zeichencharakter (Deixis und/oder Symbol), ihre prototypischen
Eigenschaften (Nichtanwesenheit, wenn human; Asynchronie, landmark und
Region (Lokalität), Klassifikator usw.) und ihre Funktionalität
in der Rolle eines "Szenenscharniers" (Anaphorik, Logophorik und Reflexivität).
Die Kapitel I und II des zweiten Abschnitts widmen
sich auf der Grundlage der genannten Hypothesen den mit dem Ausdruck von
Personalität verbundenen linguistischen Kategorien in den ostkaukasischen
Sprachen (OKS). Hierbei werden zunächst die basalen Ausdrucksmittel
(Pronomina) vorgestellt, die für die OKS als Nicht-Pro-Drop-Sprachen
von entscheidender Bedeutung sind. Die Paradigmata der Einzelsprachen werden
Sprache für Sprache beschrieben un einer diachronen Explanation (bis
hin zur proto-ostkaukasischen Grundsprache) unterworfen, wodurch sich auch
wichtige Isoglossen innerhalb des Sprachgebiets abzeichnen. Von besonderer
Bedeutung ist die Frage nach der Einbettung dieser Pronomina in die Betriebssysteme
der OKS, d.h. die Frage, inwieweit sie den bekannten Empathie- und Personenhierarchien
folgen oder nicht (1<2- bzw. 2<1-Paradigmata, Personen im Akkusativ-Ergativ-Kontinuum
(AEK) usw.). Eine getrennte Behandlung erfährt die "dritte Person",
die in den OKS generell aus dem Paradigma der lokalen Deixis entlehnt ist
und eine Vielzahl ihrer Merkmale übernommen hat. Nach einer Erörterung
reflexiver Markierungsmittel wird in Kapitel IV der Frage nachgegangen,
in welchem Maße die OKS, die generell als ihre Verben "unpersönlich"
markierend beschriebenen werden, über kongruierende Ausdrucksmittel
für Elemente der Kategorie "Person" verfügen. Hierbei werden
vollständige Systeme der Personenabbildung unterschieden von solchen,
die nur spezifische Personen (oder Personencluster) zum Teil TAM-abhängig
markieren. Darüber hinaus steht die Frage nach den Grammatikalisierungswegen
von Personalzeichen (Pronomina, Deixis, Fokuspartikeln, Reanalyse usw.)
und ihrer isomorphen bzw. anisomorphen Beziehung zum Paradigma der Personalpronomina
im Vordergrund der Betrachtungen.
Das letzte Kapitel greift nochmals das Problem der
Beziehungen der (linguistischen) Kategorie Person insgesamt
zu den Betriebssystemen der OKS auf (vgl. PKK I), woraus sich
wichtige Aussagen über die Betriebssysteme selbst und ihre Grammatikalisierung
ergeben.(top)
Vorbemerkungen
Abkürzungen
Inhaltsverzeichnis
I - EINLEITUNG
ERSTER ABSCHNITT
ZUR TYPOLOGIE DER KATEGORIE "PERSON"
1. Die Person als Interpret
1.1 Zentrierung: EGO
1.2 Projektion: TU
2. Die Person als Sprechaktteilnehmer
2.1 Vom Interpreten zum Sprechaktteilnehmer
2.2 Zur Poiematik des Sprechaktteilnehmers
2.3 Pragmatisierungen
3. Die Inklusiondes/der Anderen: Pluralische Sprechaktteilnehmer
4. Die non-personne
4.1 Die Interpretation der non-personne: IS
4.2 IS im Sprechakt: Der "Nicht-Sprechaktteilnehmer"
4.3 Zur Kategorisierung von IS
4.3.1 "Humana"
4.3.2 "Nicht-Humana"
4.4 Pragmatisierungen
5. Personalität und Zentralität
5.1 (n)SAP als landmarks
5.2 Egozentrierung und Projektionstechniken
6. Anker
6.1 Der (Nicht-)Sprechaktteilnehmer im Raum
6.2 Der (Nicht-)Sprechaktteilnehmer in der Zeit
6.3 Der (Nicht-)Sprechaktteilnehmer im Diskurs
6.3.1 Anaphorik
6.3.2 Logophorik
6.3.3 Reflexivität
ZWEITER ABSCHNITT
DIE "PERSON" IN DEN OSTKAUKASISCHEN SPRACHEN
I - DIE SPRECHAKTTEILNEHMER
1. Vormerkungen
2. Die pronominalen Paradigmata
2.1 Naxisch
2.2 Awaro-Andisch
2.3 Cezisch
2.4 Lako-Dargwa
2.5 Lezgisch
2.6 Proto-Ostkaukasisch
II - DIE NON-PERSONNE
1. Vorbemerkungen
2. Die Paradigmata
2.1 Naxisch
2.2 Awaro-Andisch
2.3 Cezisch
2.4 Lako-Dargwa
2.5 Lezgisch
2.6 Proto-Ostkaukasisch
III - REFLEXIVA
1. Vorbemerkungen
2. Das <SELF>-Pronomen
3. Andere Formen (emphatischer) Reflexiva
4. Vorläufiges zur Funktion der Reflexiva
IV - PERSONALFLEXION
1. Vorbemerkungen
2. Person und Klasse
3. Zur Diachronie personalflektierender Systeme
4. Marginale Systeme der Personalflexion in den OKS
5. Die Einzelsysteme
5.1 Monopersonale Systeme
5.1.1 Vorbemerkungen
5.1.2 Monokongruente Systeme
5.1.3 Bikongruente Systeme
5.1.3.1 Vorbemerkungen
5.1.3.2 Systeme mit unvollständiger Abbildung von SAP und ØSAP
5.1.3.3 Systeme mit vollständiger Abbildung von SAP und ØSAP
5.2 Polypersonale Systeme
6. Zur (An)Isomporhie pronominaler und personalflektierender Paradigmata
V - "PERSONEN" ALS AKTANTEN
1. Vorbemerkungen
2. Hierarchien
3. Die Person im attention flow
4. Die Person als "schwerer Aktant": Agentivität
5. Metaphorisierung: Die Person als "leichter Aktant" (Patiens)
6. Adressaten-Zentrierung
7. Person und view point: Perspektivierungsstrategien
8. Die Person im Diskurs
8.1 Anaphorik
8.2 Logophorik
8.3 Reflexivität
9. Pragmatische Aspekte
10. Soziale Deixis
VI - ERGEBNISSE
Bibliographie
Indices