Band 2: "Die Person"
München/Newcastle: LINCOM Europa 1999
ISBN 3 89586 185 5)
 

Band 2 ("Die Person") der Reihe PKK beschäftigt sich mit der für den Ansatz einer "Grammatik von Szenen und Szenarien" (GSS) wichtigsten kognitiven und/oder kommunikativen Kategorie, nämlich der Kategorie "Person". Die GSS geht davon aus, daß diese Kategorie der unmittelbarste und direkteste Repräsentant der Schnittstelle Kognition/Kommunikation ist. Unter
Zugrundelegung eines "symbolischen Interaktionismus" in der Tradition von G.H. Mead werden im ersten Abschnitt dieses Bandes zunächst die kognitiven und kommunikativen Voraussetzungen für eine sprachliche Paradigmatisierung von Personalität beschrieben. Dabei wird zunächst zwischen einer kognitiven Repräsentation von Person, ihrer Dynamisierung im kommunikativen Paradigma und ihrem linguistischen Ausdruck unterschieden, da letzerer durch zusätzliche Aspekte eines Sprachsystems betroffen und in seiner Relation zur kognitiven Kategorie verändert worden sein kann. Von großer Bedeutung ist die Frage nach einer hierarchischen Organisation des Paradigmas der Personalität, wobei im Sinne der im Band PKK 1 gemachten Hypothesen eine Dichotomie "Eigenes" vs. "Fremdes" als konstitutiv angenommen wird (mit dem Primat des "Fremden" in der Ontogenese). In einem zweiten Schritt wird der Frage nachgegangen, in wieweit eine Pluralisierung von "Personen" überhaupt möglich ist (Inklusivität/Exklusivität usw.) und wie deren linguistische Realität zu fassen ist. Schließlich soll die symbolische Konzeption von EGO, TU und IS/EA in Beziehung gesetzt werden zu lokalistischen Hypothesen der Figure-Ground-Beziehungen, wobei ihre Deskription als "landmarks" eine spezifische Charakterisierung der "Regionalisierung" dieser landmarks erfordert (d.h. die Erstellung einer Topologie des "persönlichen Raums"). Nach der so gewonnenen Etablierung eines kognitiv-kommunikativen Paradigmas "Personalität" wird der Frage nachgegangen, in welcher Form dieses Paradigma seine sprachliche Repräsentation erfahren und durch welche weiteren Faktoren diese dominiert sein kann (syntaktische bzw. klassifikatorische Co-Paradigmatisierung, soziale Deixis, paradigmatischer Ausgleich usw.). Schließlich werden die Ergebnisse in Bezug gesetzt zur "non-personne", der "dritten" Person. Hier liegt ein besonderes Augenmerk auf ihren Zeichencharakter (Deixis und/oder Symbol), ihre prototypischen Eigenschaften (Nichtanwesenheit, wenn human; Asynchronie, landmark und Region (Lokalität), Klassifikator usw.) und ihre Funktionalität in der Rolle eines "Szenenscharniers" (Anaphorik, Logophorik und Reflexivität).
    Die Kapitel I und II des zweiten Abschnitts widmen sich auf der Grundlage der genannten Hypothesen den mit dem Ausdruck von Personalität verbundenen linguistischen Kategorien in den ostkaukasischen Sprachen (OKS). Hierbei werden zunächst die basalen Ausdrucksmittel (Pronomina) vorgestellt, die für die OKS als Nicht-Pro-Drop-Sprachen von entscheidender Bedeutung sind. Die Paradigmata der Einzelsprachen werden Sprache für Sprache beschrieben un einer diachronen Explanation (bis hin zur proto-ostkaukasischen Grundsprache) unterworfen, wodurch sich auch wichtige Isoglossen innerhalb des Sprachgebiets abzeichnen. Von besonderer Bedeutung ist die Frage nach der Einbettung dieser Pronomina in die Betriebssysteme der OKS, d.h. die Frage, inwieweit sie den bekannten Empathie- und Personenhierarchien folgen oder nicht (1<2- bzw. 2<1-Paradigmata, Personen im Akkusativ-Ergativ-Kontinuum (AEK) usw.). Eine getrennte Behandlung erfährt die "dritte Person", die in den OKS generell aus dem Paradigma der lokalen Deixis entlehnt ist und eine Vielzahl ihrer Merkmale übernommen hat. Nach einer Erörterung reflexiver Markierungsmittel wird in Kapitel IV der Frage nachgegangen, in welchem Maße die OKS, die generell als ihre Verben "unpersönlich" markierend beschriebenen werden, über kongruierende Ausdrucksmittel für Elemente der Kategorie "Person" verfügen. Hierbei werden vollständige Systeme der Personenabbildung unterschieden von solchen, die nur spezifische Personen (oder Personencluster) zum Teil TAM-abhängig markieren. Darüber hinaus steht die Frage nach den Grammatikalisierungswegen von Personalzeichen (Pronomina, Deixis, Fokuspartikeln, Reanalyse usw.) und ihrer isomorphen bzw. anisomorphen Beziehung zum Paradigma der Personalpronomina im Vordergrund der Betrachtungen.
    Das letzte Kapitel greift nochmals das Problem der Beziehungen der (linguistischen) Kategorie Person insgesamt
zu den Betriebssystemen der OKS auf  (vgl. PKK I), woraus sich wichtige Aussagen über die Betriebssysteme selbst und ihre Grammatikalisierung ergeben.(top)

Inhaltsverzeichnis PKK 2:

Vorbemerkungen
Abkürzungen
Inhaltsverzeichnis
 

I - EINLEITUNG

ERSTER ABSCHNITT

ZUR TYPOLOGIE DER KATEGORIE "PERSON"

1. Die Person als Interpret
1.1 Zentrierung: EGO
1.2 Projektion: TU
2. Die Person als Sprechaktteilnehmer
2.1 Vom Interpreten zum Sprechaktteilnehmer
2.2 Zur Poiematik des Sprechaktteilnehmers
2.3 Pragmatisierungen
3. Die Inklusiondes/der Anderen: Pluralische Sprechaktteilnehmer
4. Die non-personne
4.1 Die Interpretation der non-personne: IS
4.2 IS im Sprechakt: Der "Nicht-Sprechaktteilnehmer"
4.3 Zur Kategorisierung von IS
4.3.1 "Humana"
4.3.2 "Nicht-Humana"
4.4 Pragmatisierungen
5. Personalität und Zentralität
5.1 (n)SAP als landmarks
5.2 Egozentrierung und Projektionstechniken
6. Anker
6.1 Der (Nicht-)Sprechaktteilnehmer im Raum
6.2 Der (Nicht-)Sprechaktteilnehmer in der Zeit
6.3 Der (Nicht-)Sprechaktteilnehmer im Diskurs
6.3.1 Anaphorik
6.3.2 Logophorik
6.3.3 Reflexivität

ZWEITER ABSCHNITT

DIE "PERSON" IN DEN OSTKAUKASISCHEN SPRACHEN

I - DIE SPRECHAKTTEILNEHMER

1. Vormerkungen
2. Die pronominalen Paradigmata
2.1 Naxisch
2.2 Awaro-Andisch
2.3 Cezisch
2.4 Lako-Dargwa
2.5 Lezgisch
2.6 Proto-Ostkaukasisch

II - DIE NON-PERSONNE

1. Vorbemerkungen
2. Die Paradigmata
2.1 Naxisch
2.2 Awaro-Andisch
2.3 Cezisch
2.4 Lako-Dargwa
2.5 Lezgisch
2.6 Proto-Ostkaukasisch

III - REFLEXIVA

1. Vorbemerkungen
2. Das <SELF>-Pronomen
3. Andere Formen (emphatischer) Reflexiva
4. Vorläufiges zur Funktion der Reflexiva

IV - PERSONALFLEXION

1. Vorbemerkungen
2. Person und Klasse
3. Zur Diachronie personalflektierender Systeme
4. Marginale Systeme der Personalflexion in den OKS
5. Die Einzelsysteme
5.1 Monopersonale Systeme
5.1.1 Vorbemerkungen
5.1.2 Monokongruente Systeme
5.1.3 Bikongruente Systeme
5.1.3.1 Vorbemerkungen
5.1.3.2 Systeme mit unvollständiger Abbildung von SAP und ØSAP
5.1.3.3 Systeme mit vollständiger Abbildung von SAP und ØSAP
5.2 Polypersonale Systeme
6. Zur (An)Isomporhie pronominaler und personalflektierender Paradigmata

V - "PERSONEN" ALS AKTANTEN

1. Vorbemerkungen
2. Hierarchien
3. Die Person im attention flow
4. Die Person als "schwerer Aktant": Agentivität
5. Metaphorisierung: Die Person als "leichter Aktant" (Patiens)
6. Adressaten-Zentrierung
7. Person und view point: Perspektivierungsstrategien
8. Die Person im Diskurs
8.1 Anaphorik
8.2 Logophorik
8.3 Reflexivität
9. Pragmatische Aspekte
10. Soziale Deixis

VI - ERGEBNISSE

Bibliographie
Indices

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